Die Potentiale stecken in den Prozessen
Mit „Prozessoptimierung: Schlüsselposition Logistiker“ knüpfte Stephan Zürcher von Schuler Consulting, Pfalzgrafenweiler, unmittelbar an seine Vorredner an. Zürcher brachte die Qualität eines internen Prozesses in direkten Zusammenhang mit den beteiligten Personen und der Konzeption ihrer Arbeitsplätze. Gehen, Suchen, Rückfragen seien Prozesse, die nicht Wertschöpfung, sondern Verschwendung bedeuteten, erklärte Zürcher. Sein Spaghetti-Diagramm, das die Laufwege am Arbeitsplatz zeichnerisch darstellte, verdeutlichte seine Aussagen auf plakative Art und Weise.
Max Renggli begeisterte die Teilnehmer mit seinem Referat „Digitale Prozessbegleitung: Planung – Produktion – Logistik – Montage“. Er gab tiefe Einblicke in die eigene Unternehmensphilosophie der Renggli AG aus Schötz in der Schweiz, die längst auf BIM setzt. Mannschaft, Technologie, Prozesse und Standards seien dabei für den Gesamtprozess aufeinander abzustimmen und in das Konzept mit einzubeziehen. Es gelte, den Spagat zwischen Kosten und Nutzen zu meistern und die unproduktiven und nicht wertschöpfenden Tätigkeiten zu minimieren. Dazu brauche es einheitliche Arbeitsmethoden und Abläufe sowie eine Betrachtungsweise, die sich mit der Ganzheitlichkeit des Bauens auseinandersetzt. Als zentrale Größe für ein erfolgreiches Unternehmen arbeitete Renggli die Mitarbeiter heraus. Im Schnitt wechsele ein Mitarbeiter alle sieben Jahre das Unternehmen. Mit diesem Wechsel müssten dann stets mehrere Prozesse überdacht und angepasst werden. Daher sei es von großer Bedeutung, Menschen langfristig als überzeugte Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Rengglis Fazit: „Achten Sie darauf, dass die Mitarbeiter stolz sind, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten. Suchen Sie sich die richtigen Kunden und produzieren Sie nachhaltige Produkte.“
Der zweite Teil des Prologs wurde eingeleitet von Elisabeth Aberger von der Ed. Züblin AG, München. Aberger erklärte zunächst die Unschärfen des Begriffs BIM. Meist werde die Methode als „Building Informationen Modeling“ oder Model verstanden. Wesentlich für das Gelingen von komplexen Bauvorhaben sei jedoch das Verständnis von BIM als „Building Information Management“. Denn vorrangig gehe es um die Informationen und ihre durchgängige und verlustfreie Verwendung im Lebenszyklus eines Gebäudes. Bereits seit Jahren werden mit diesem Blick bei dem weltweit tätigen Baukonzern entsprechende Abläufe implementiert. Mit „teamconzept“ entwickelt Züblin bereits seit über 20 Jahren eine Partnering-Methode, die den Erfolg zur gemeinsamen Sache mache, in dem sie die Bedingungen für gelingende Kooperation standardisiert. Fair und aufrichtig müsse die Zusammenarbeit sein, damit komplexe Bauprojekte stressfreier, verbindlich und partnerschaftlich umgesetzt werden könnten, so Aberger. Denn auch für Züblin spielten die Mitarbeiter eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Unternehmenszukunft.
Standardisierung war auch das Thema von Markus Lechner. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion (Prof. Winter) der Technischen Universität München stellte ein Konzept für ein Open-Source-System für bezahlbaren Wohnraum vor. Ein Baukastensystem für verschiedene Haustypen soll dabei den Planungsprozess beschleunigen, die Bauzeiten verkürzen und die Qualität verbessern. In der visionären Betrachtung könnten die Systembestandteile als Planungskomponenten in einer offenen Internetanwendung zur Verfügung gestellt werden. Die Nutzer würden sie dort abrufen und jeweils zu einem neuen, einzigartigen Gebäude zusammenfügen. Lechners Fazit: Um eine Industrialisierung im Bauwesen flächendeckend umzusetzen, sei ein radikales Umdenken bei allen Baubeteiligten erforderlich.
Das Schlussreferat hielt Dr. Manuel Schönwitz, der sich auf langjährige Erfahrungen in leitenden Positionen im Holzfertigbau stützen kann und mittlerweile als Projektleiter bei Porsche Consulting, Bietigheim-Bissingen, tätig ist. Auf der Suche nach der digitalen Ideallinie gab er den anwesenden Teilenehmern den Rat, die eigene digitale Transformation genau und detailliert zu planen. Zunächst müsse erkannt werden, dass Digitalisierung überlebenswichtig ist. Danach sei festzulegen, was und in welcher Reihenfolge es zu digitalisieren gilt. Wichtig sei dabei, nicht zwanghaft alles zu digitalisieren, sondern genau hinzuschauen, wo Bedarf bestehe und welcher. Zuerst müssten dabei die Prozesse auf den Prüfstand gestellt und nicht selten korrigiert und optimiert werden. Ein Zitat von Thorsten Dirks, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Telefónica Deutschland Holding, brachte den Kern des Referats und die empfohlene Strategie auf den Punkt. Sinngemäß hatte Dirks einst gesagt: Wenn man einen schlechten Prozess digitalisiere, dann habe man im Ergebnis einen schlechten digitalen Prozess. Demnach sind es nur gute Prozesse wert, digitalisiert zu werden. Und zuweilen gibt es auch solche, die analog besser funktionieren, als digital. Auch dies ist eine wichtige Erkenntnis.
Im Anschluss an den Prolog II beantworteten die Referenten weitere Fragen im Rahmen einer Diskussionsrunde. Alle bekräftigten noch einmal, wie wichtig es sei, alle Beteiligten auf dem Weg in die Digitalisierung mitzunehmen, die Ziele genau zu definieren und sie nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich bedankte sich Georg Lange bei der Referentin und den Referenten für ihre aufschlussreichen Vorträge und bei den über 400 zufriedenen und gut informierten Teilnehmern für ihren sichtbaren Zuspruch am Fertigbau-Forum des IHF 2018.
Zufrieden zeigte sich unterdessen auch der Geschäftsführer des Forums Holzbau, Professor Uwe Germerott, mit der überwältigenden Besucherzahl. Der beliebte Branchentreff lockte in diesem Jahr mit über 1.700 Teilnehmern aus 30 Nationen mehr Besucher denn je nach Garmisch-Partenkirchen und ließ das Kongresszentrum an seine Grenzen stoßen. Aus diesem Grund zieht das IHF 2019 in ein größeres Kongresshaus im österreichischen Innsbruck um.
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