Was ist ein Pultdach?
Neben dem Flachdach ist ein Pultdach die wohl simpelste Dachkonstruktion: Sie besteht aus lediglich einer einzelnen geneigten Dachfläche. Die obere Kante wird als Dachfirst bezeichnet, die untere als Dachtraufe, an der sich die Regenrinne befindet. Die Wahl des Materials für die Dacheindeckung ist vielseitig und durch den verhältnismäßig simplen Aufbau halten sich die Kosten im Rahmen.Einfache Pultdächer bestehen aus einer großen Dachfläche, die jedoch nicht wie bei einem Flachdach gleichmäßig und gerade auf den Gebäudewänden aufliegt, sondern schräg zu einer Seite abfällt. Hier liegt auch der Ursprung der Namensgebung: Pultdach-Konstruktionen erinnern in ihrer Form an ein Lehrerpult. Optisch lässt sich zudem eine gewisse Ähnlichkeit mit einem halben, weniger stark geneigten Satteldach feststellen. Über der höchsten Wand des Hauses, der sogenannten »hohen Wand«, bildet die obere Kante des Pultdachs den Dachfirst, während der untere Teile die Dachtraufe darstellt. Da der Dachfirst sich somit nicht mittig über der Grundfläche befindet, ergibt sich daraus eine deutlich kleinere Dachfläche – was mit einem geringeren Materialaufwand einhergeht und das Budget entlastet.
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Pultdächer bieten sich bestens für die Bedachung von Anbauten wie Carports oder Garagen an. Die Neigung kann hier ruhig flach gehalten werden, da ein Raumgewinn unter dem Dach keine Rolle spielt. Trotzdem genießen Sie den Vorteil des besseren Wetterschutzes, als es beispielsweise bei einem Flachdach der Fall ist.
Welche Formen bieten Pultdächer? - Vier Pultdachvarianten und ein Sonderfall
Bei einem Pultdach wird in der Regel zuerst die Vorder- und die Rückwand in zwei unterschiedlichen Höhen erstellt, anschließend zwei Firstbalken auf den Ringanker gelegt und schon kann die Verbauung der Sparren erfolgen. Die Schalung, Lattung sowie die Außenhaut sind denen eines Satteldachs ähnlich, nur ohne komplizierte Zuschnitte und Zusätze wie etwa Gauben oder Dachfenster. Generell unterscheiden wir im Aufbau nach vier verschiedenen Pultdachvarianten und einer Sonderform.Das einfache Pultdach
Diese Variante ist der Klassiker unter den Pultdächern. Es gibt nur eine geneigte Dachfläche, die viel zusätzlichen Wohnraum schafft und kostengünstig zu errichten ist. Erfolgt die Überdachung als Kombination aus Pultdach und Flachdach, entstehen auf dem Flachdachteil optimale Voraussetzung für eine trendige Dachterrasse.Das Doppelpultdach
Eine Alternative ist das versetzte Pultdach oder Doppelpultdach. Es weist zwei Dachflächen auf, die auf unterschiedlichen Höhen liegen, und quasi zwei einfache Pultdächer mit versetzter Konstruktion darstellen, die gegeneinander ausgerichtet ist. Dadurch bildet sich ein senkrechter Bereich, der sich bestens für die Einlassung von Oberlichtern eignet. Das bringt ein Plus an Tageslicht und noch mehr Raumgewinn unter dem Dach – so entsteht aus der oberen Etage ein ganzheitlich nutzbares Vollgeschoss. Darüber hinaus setzt es optisch einen besonders attraktiven Akzent im gesamten Gebäudebild.Das kragende Pultdach
Ein kragendes Pultdach kommt oft in Kombination mit einem einfachen oder einem doppelten Pultdach zum Einsatz und dient meist als Überdachung eines Balkons oder einer Terrasse mit extra Wetterschutz. Die Dachfläche wird dabei lediglich zu der gewünschten Seite hin verlängert. Betrachten wir das Nutzen-/Kostenverhältnis dieser Variante, spricht es deutlich für die Planung eines kragenden Pultdachs.Das unterbrochene Pultdach
Bei einem unterbrochenen Pultdach wird die Dachfläche zugunsten eines Dachfensters oder eines Balkonausschnitts ausgesetzt und anschließend weitergeführt. Nutzen wir dafür den Abstand zwischen zwei Sparren, entfällt eine zusätzliche Statikberechnung. Den Einbau von Gauben finden wir bei Pultdächern hingegen selten, da diese den Preisvorteil relativieren würden, der bei der Errichtung eines Pultdachs entsteht.Das Scheddach – ein Sonderfall
Das Sheddach wird auch als Sägezahndach bezeichnet und ist eine Dachform, die vorwiegend bei Bauten mit großen Grundflächen wie Fabrikhallen Verwendung findet. Inzwischen ist sie jedoch ebenfalls auf modernen Wohnhäusern anzutreffen. Beim Sheddach werden mehrere kleine pultartige Dachaufbauten hintereinander aufgereiht, sodass die Optik an die Zacken eines Sägeblatts erinnert. Der Tageslichteinfall ist bei dieser Sonderdachform sehr gut, da in die jeweiligen hohen Wände normale Fenster eingebaut werden können.Welchen Neigungswinkel hat ein Pultdach? – Berücksichtigung der Dachneigung
Das Pultdach verfügt im Gegensatz zum Flachdach durch die vorhandene Dachneigung über einen effizienten Wasserabfluss. Der Neigungswinkel des Pultdachs lässt sich flexibel gestalten und bietet eine enorme Bandbreite zwischen 10 und 60 Grad – in der Regel entscheiden Bauherren sich jedoch für eine 20 oder 25 Grad starke Neigung. Generell gilt: Je geringer die Neigung, desto mehr Wohnraum im Obergeschoss. Umso wichtiger wird allerdings auch die fachgerechte Abdichtung, damit keine Feuchtigkeit in die Wohnräume dringt. Die Dachausrichtung erfolgt nach Bedarf und den örtlichen Gegebenheiten. Traditionell bedeutet dies eher zur Wetterseite hin (Nordwest), um Wind, Regen und Schnee möglichst zuverlässig abzuhalten. Ist die Nutzung einer Fotovoltaikanlage angedacht, sollte die Dachfläche dagegen zur Sonnenseite weisen.Infobox
Bereits bei der Planung der Pultdachneigung ist es ratsam, sich parallel mit der gewünschten Dacheindeckung zu beschäftigen. Denn jedes Material von der Tonziegel bis zum Schiefer setzt bestimmte Dachneigungen voraus.
Wie werden Pultdächer gedämmt und eingedeckt? - Die beste Eindeckung und Dämmung für Pultdächer
Nicht nur in Sachen Dachneigung zeigt sich das Pultdach ziemlich flexibel, sondern auch bei der Eindeckung. Grundsätzlich ist hier so gut wie alles denkbar: von klassischen Tonziegeln über verschiedene Metallarten bis hin zur kompletten Verglasung. Vergewissern Sie sich jedoch vorher unbedingt, welche Optionen an ihrem Bauort zulässig sind und welche Rolle die Dachneigung bei der Entscheidung für das Material Ihrer Wahl spielt. So sind ab einer Neigung von etwa 20 Grad Dachsteine, Ziegel oder Schiefer passend und bleibt sie unter 35 Grad auch Metalle wie Zink oder Kupfer. Bei einem sehr flachen Neigungswinkel dagegen sind Pultdächer prädestiniert für eine ökologisch wertvolle Dachbegrünung.Je nach Ausrichtung und Neigung kann es unter einem Pultdach im Sommer bemerkenswert warm und im Winter ziemlich kalt werden, da es keine schützende Ebene zwischen Wohnraum und Dach gibt. Deshalb ist eine hochwertige und extra dicke Dämmung bei dieser Dachform besonders wichtig – vor allem auf der hohen Hausseite. Bei dem Aufbau der Dämmung haben Sie die freie Auswahl: Eine Aufsparrendämmung ist ebenso möglich wie eine Zwischen- oder Untersparrendämmung.
Kann man mit einem Pultdach energiesparend und nachhaltig leben?
Aus einem Pultdach lässt sich ein prima Energieerzeuger machen, der zu einem nachhaltigen und umweltbewussten Leben beiträgt. Durch die maximal flexible Planung dieser Dachform, richtet sich der Aufbau ganz nach den Erfordernissen einer Fotovoltaik- oder Solarthermieanlage. Für die Installation einer Fotovoltaikanlage empfehlen Experten eine Ausrichtung gen Süden und eine Dachneigung von 30 bis 35 Grad. Damit lässt sich eine solche Anlage höchsteffizient betreiben – zu jeder Jahreszeit. Häuser mit Pultdach lassen sich darüber hinaus wunderbar als Passiv- oder Energiesparhaus errichten, die durch eine ordentliche staatliche Förderung nochmals die Kosten für Heizung, Warmwasser und Strom senken.Vorteile und Nachteile von Pultdächern
Ob ein Pultdach für Ihr spezielles Bauvorhaben infrage kommt, hängt von den baurechtlichen Voraussetzungen ab und ist natürlich auch eine Sache des Geschmacks. Zusammenfassend können wir auf jeden Fall festhalten, dass Pultdächer mehr Vor- als Nachteile aufweisen, wie die folgende Gegenüberstellung zeigt:Welche Vorteile haben Pultdächer?
- Pultdächer sind sehr flexibel planbar
- Im Vergleich zu anderen Dachformen hat das Pultdach eine weniger komplizierte Dachkonstruktion und ist damit kostengünstiger
- Geringe Instandhaltungskosten des Pultdachs
- Ein Pultdach bietet volle Wohnraumnutzung im Obergeschoss mit viel Tageslichteinfall
- Bei einem Pultdach ist der Abfluss des Regenwassers gut
- Pultdächer ermöglichen eine begrünte Dachfläche
- Bei optimaler Dachausrichtung und -neigung ist das Pultdach ideal für die Installation einer Fotovoltaikanlage
- Das Pultdach bietet eine große Auswahl an möglichen Dacheindeckungen
Nachteile von Pultdächern
- Bei einem Pultdach besteht die Gefahr erhöhter Hitzeentwicklung im Sommer, die sich jedoch mit einer durchdachten Gesamtplanung sowie einer effektiven Dämmung schnell lösen lässt
- Höherer Aufwand und Kosten für die Abdichtung und Wärmedämmung von Pultdächern
- Auf der Nordseite eines Pultdaches ist keine Installation einer Fotovoltaikanlage möglich